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29.11.2016, 08:02 Uhr

Auslandsgeschäfte sind wie ein Buch mit sieben Siegeln

Denkt man an den globalen Geschäftsverkehr im 21. Jahrhundert, ist man immer wieder erstaunt, wie einfach beispielsweise Anbieter wie der Online-Bezahldienst PayPal die Welt vernetzen. Auch durch das eingeführte SEPA sind die Grenzen für den internationalen Zahlungsverkehr inzwischen für jedermann offen. Dass Auslandsgeschäfte in Unternehmerkreisen meist aber dennoch ein Buch mit sieben Siegeln sind, darüber informierte nun die Commerzbank im Rahmen eines Fachvortrages in Stadtoldendorf.

Ralf Rustenbach
Kreis Holzminden/Stadtoldendorf -

Ralf Rustenbach, Abteilungsdirektor der Commerzbank in Hannover, referierte dazu auf Einladung der Mittelstandsvereinigung MIT in einem Fachvortrag zum Thema „Auslandsgeschäfte erfolgreich abwickeln“. Die normalerweise nur größeren Unternehmen zugängliche Einweisung in die Welt der „Akkreditive“ und „Incoterms“ war für die anwesenden MIT-Mitglieder nicht nur eine - trotz des trockenen Themas - kurzweilige Veranstaltung, sondern auch geprägt von vielen Aha-Effekten und Beispielen aus dem realen Unternehmerleben. Als Experte für Exportgeschäfte informierte Ralf Rustenbach aus seinem Betätigungsfeld im Auslandsgeschäft der Commerzbank. Die Bank unterstützt zahlreiche mittelständische Unternehmen im Außenhandel und betreut damit ein umfangreiches Spektrum an Auslandsgeschäften. Der Außenhandel stellt eines der Kerngeschäftsfelder der Commerzbank dar.

An was alles zu denken ist, wenn wie in einem Beispiel gezeigt etwa ein Trecker von Deutschland nach Russland verkauft werden soll, sprengt üblicherweise den Rahmen des Know Hows, was in der Regel in den meisten Unternehmen vorhanden ist. Hohe Risiken im Außenhandel gibt es mitunter, wenn Waren meist tausende Kilometer transportiert werden müssen. Welche Risiken trägt der Importeur, also der Käufer, und welches Risiko muss der Exporteur tragen und bis zu welchem Punkt, wenn er Waren in fremde Länder versendet? Welche Zollbeschränkungen gelten im Zielland, wo ist der Haftungsübergang der Waren und viel wichtiger noch, wann und unter welchen Voraussetzungen erhält der Verkäufer am Ende tatsächlich sein Geld von jemanden, den er aufgrund der großen Entfernung überhaupt nicht einschätzen kann? Zu beachten ist weiterhin, ob der Export von Waren in das Empfängerland unter Umständen gegen bestehende Gesetze, Resolutionen oder Sanktionen  verstößt, oder ob sie vielleicht sogar auf der „Dual Use“-Liste stehen. Als „Dual Use“ werden jene Waren bezeichnet, die sowohl für den ursprünglichen Zweck Verwendung finden, aber mitunter auch für weitere Zwecke, nicht selten illegale. Der Exporteur muss sich dann mitunter nicht nur rechtlich verantworten, sondern kann auch seine Waren und gleichzeitig sein Geld verlieren.
 

All diese Punkte sind vorab zu klären, für ein Unternehmen nahezu unmöglich. Als Partner holen sich deshalb viele Firmen eine Bank wie die Commerzbank an die Seite, „auch wenn derzeit noch rund 85 Prozent des Außenhandels per Rechnung und damit ohne Garantien einer Bank den Besitzer wechseln“, so Rustenbach. Banken und damit auch den Exporteuren steht für die Absicherung der Zahlungen/Exporte unter anderem das Akkreditiv zu Verfügung. Ein im Grunde genommen zentrales Dokument, welches die Banken weltweit als Instrument der Zahlungssicherung nutzen. Losgelöst von der eigentlichen Ware regelt das Akkreditiv je nach Umfang Fristen und Zahlung, stellt für die Vertragsparteien also eine Garantie dar. Die Banken arbeiten dabei nach dem „Know-your-Customer-Prinzip“, was bedeutet, dass sie alle Beteiligten unter anderem auch auf ihre Kreditwürdigkeit prüfen und genau unter die Lupe nehmen – ein klarer Vorteil für den Exporteur, der nicht nur seine Waren in Sicherheit wiegen, sondern auch später sein Geld tatsächlich bekommen will. Zu beachten ist dabei eine Reihe an Anforderungen und Vertragsklauseln, die teils weltweite Gültigkeit besitzen.

Für die MIT-Unternehmer im Teilnehmerkreis brachte die Veranstaltung nicht nur einen kleinen Einblick in die Welt des Außenhandels, sondern auch die Erkenntnis, dass ohne eine fundierte Sachkenntnis eine Abwicklung wohl nur mit unzähligen Hürden und Risiken zu nehmen ist. Dirk Wollenweber bedankte sich als Vorsitzender der MIT Eschershausen-Stadtoldendorf für den Vortrag bei Ralf Rustenbach und überreichte am Ende ein kleines Präsent. Im Anschluss bestand noch die Möglichkeit, Fragen zu klären. Durch die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung Eschershausen-Stadtoldendorf, kurz MIT, werden regelmäßig für angeschlossene Unternehmer Fachvorträge angeboten.